Prof. Dr. Christoph Lechner bei 10vor10

Prof. Dr. Christoph Lechner gibt in einem Beitrag der Sendung 10vor10 des SRF – Schweizer Radio und Fernsehen seine Einschätzung zur Übernahme von Monsanto durch Bayer ab.
Bayer steht aufgrund der Glyphosat-Prozesse weltweit in den Schlagzeilen und wurde nun zum dritten Mal in Folge von einem US-Gericht für Krebs verantwortlich gemacht. Nun stellt sich die Frage: Hat Bayer mit der Übernahme von Monsanto sein eigenes Geschäftsmodell vergiftet?

Aus Sicht von Dr. Christoph Lechner, Professor für strategisches Management hat sich Bayer bei der Risikoeinschätzung deutlich verkalkuliert.

Prof. Dr. Christoph Lechner: Bayer hat sehr viel Aufwand betrieben, um die Risiken und sämtlichen Positionen vor der Übernahme von Monsanto zu prüfen. Bayer mache eine Akquisition nicht zum ersten Mal, sondern hat grosse Erfahrung mit der Akquisition von Unternehmen. Dieses Mal aber hat Bayer die juristischen Risiken falsch eingeschätzt, was sich nun als ein grosses Problem herausstellt.

Grundsätzlich erreichen 70% der Fusionen und Übernahmen nicht die Ziele, die sich das Management gesetzt haben, sagt der Strategieexperte. Trotzdem: Vieles hätte 2016 eben auch für eine Übernahme von Monsanto gesprochen.

Lechner: Bei der Übernahme von Monsanto durch Bayer ging es nicht nur um Glyphosat. Glyphosat generiert zwar 5 Milliarden Umsatz. Für Bayer aber war das Interessante, überhaupt Monsanto zu erwerben. Monsanto gilt als die Profit-Maschine im Agrarchemiebereich. Das Unternehmen erreiche Margen von über 30% und verfüge allein über ein Forschungsbudget von 2.5 Milliarden. Somit gilt Monsanto als die hochinnovativste Firma in diesem Bereich. Wenn man diese Zahlen in Relation setzt, erkennt man, dass Monsanto im letzten Jahr einer der Gewinntreiber des Bayern-Konzerns war. Von der operativen Seite her zahlt sich die Übernahme also aus.

Aber Bayer hätten doch einfach sagen können, wir schliessen das Glyphosat aus?

Lechner: Das wäre theoretisch machbar gewesen. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass Glyphosat durch 800 Studien geprüft wurde. Diese Studien haben zum grössten Teil gezeigt, dass Glyphosat nicht krebserregend ist. Bayer dachte logischerweise aufgrund dieser positiven Sachlage, dass das Produkt Glyphosat nicht problematisch wäre.

Den gesamten Beitrag zum Thema finden Sie im Video. Das Interview mit Prof. Dr. Christoph Lechner beginnt bei 2:45.

Prof. Dr. Christoph Lechner

Ordentlicher Professor für Strategisches Management

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